Spiegelseele

Ich muss jetzt mal meinem Ärger Luft machen!
Gerade kam wieder ein Trailer von dem neuen Film Split.
Und dieser Film... Dieser Film...
Ich Find gar keine Worte. Der ist fachlich und darstellerisch eine einzige KATASTROPHE!!!
Das macht mich so wütend!!

In dem Buch geht es um jemanden mit multipler Schizophrenie (gibts das überhaupt??), wie können die dann jetzt auf DIS?!
"Er kann alles werden"?!? Echt jetzt??? Wie denn das?? Simsalabim ich bin ein Monster oder was??? Er bleibt er und wird verdammt noch mal hat nichts!
"23 Persönlichkeiten, die 24. steht kurz vor dem Ausbruch."
Ausbruch? Is das n Vulkan? Oder aus dem Knast? Wie darf ich das verstehen???

Und was soll das gekrampfe und gezucke beim Wechseln?? Ein switch sieht normalerweise jetzt eigentlich nicht SO aus, aber gut..
Und "wie viele Persönlichkeiten kann ein Mensch ertragen?"
...Ähm... Also fachlich gesehen wird es wohl ab 1000 Personen in einem Körper mitunter schwierig, weil das Gehirn uberlastet sein kann oder Bedürfnisse des Körpers untergehen...
Und...
Okay ich hör jetzt auf. Reicht echt.
Was ein Riesenscheiß!!!

Entschuldigt bitte, wenn wir ein bisschen unstrukturiert schreiben. Wir liegen schon den ganzen Tag nur auf dem Sofa mit Fieber... Gestern dachten wir noch wir hätten uns halt ein bisschen den Magen verrenkt, aber wir mussten dann doch einsehen, dass es wohl doch ein Virus ist... So viel dazu.

Nun kommen wir zu unserem heutigen Thema: Selbstdiagnosen.
Wir kommen auf dieses Thema, da in der Facebookgruppe, in welcher wir auch B. kennengelernt haben, viele Gruppenmitglieder augenscheinlich ein Problem mit Selbstdiagnosen haben.
Ein Gruppenmitglied postete, dass sie jeden Tag überlege ob sie die Gruppe verlassen solle, oder nicht, da sie wohl in letzter Zeit des Öfteren Beiträge lese, bei denen sie das Gefühl habe die Leute würden Stress provozieren, sich in ihrer Krankheit "suhlen" und nur ihre Umwelt ändern wollen, nicht aber an sich selbst arbeiten.
Darunter kommentierte dann ein anderes Gruppenmitglied, dass sie nicht alleine sei und dass sie ebenfalls das Gefühl habe, dass es einige Leute in der Gruppe gebe, die sich vermutlich selbst diagnostiziert haben und nur nach Aufmerksamkeit schreien würden.
Da haben B. und wir uns gefragt, was an Selbstdiagnosen so schlimm ist...

Natürlich gibt es in einer Gruppe mit 4595 Mitgliedern auch den ein oder anderen, der unqualifizierte Kommentare macht, keine Ahnung von seinen angeblichen Krankheiten hat, oder nach Aufmerksamkeit bettelt.
Das dadurch aber sämtliche Leute, die sich selbst diagnostiziert haben gleich unters Messer kommen finden wir unmöglich!

Es gibt momentan öfter mal Beiträge, in welchen steht "Ich befürchte dass ich das und das haben könnte, weil.... Meint ihr ich sollte mal meinen Arzt darauf ansprechen?"
Meiner Meinung nach ist es eher positiv, wenn jemand überlegt sich hilfe zu holen. Natürlich nur wenn ihm danach ist. Aber wenn man gleich als "Aufmerksamkeitsheuchler" dargestellt wird, nur weil man fragt ob es sein könnte dass.... An dem Punkt war doch wohl jeder mit einer Diagnose auch schon oder?
Es begibt sich ja niemand in Therapie, weil er denkt dass alles in Ordnung ist. Die meisten Leute sprechen vermutlich erstmal mit jemandem darüber, dass sie sich momentan nicht so gut fühlen.

Nun outen wir uns hier auch mal:
Ja, wir sind auch nicht in Therapie und hauptsächlich selbst diagnostiziert. Aber dass wir z.B. Depressionen haben, das erkennt sogar ein Blinder mit Krückstock!
Die soziale Phobie... Nun, da wären wir vermutlich von alleine garnicht drauf gekommen, aber auch das mussten wir einsehen.
Die DIS haben wir auch nur schwer einsehen wollen. Wir waren damit nie bei einer Therapie, wir haben keine Diagnose! Wir haben es lediglich durch den Kontakt zu einem weiteren System geschafft soweit zu kommen, wie wir jetzt sind.

Was ich eigentlich sagen will: Natürlich kann eine Selbstdiagnose komplett falsch sein. Aber manchmal ist es vielleicht auch richtig und in jedem Fall ist es doch eigentlich positiv zu betrachten, wenn jemand sich Gedanken darüber macht, ob es ihm (oder ihr) gut geht, oder man sich lieber Hilfe holen sollte.

Vielleicht schreiben wir später mehr, wir sind etwas durcheinander, wegen des Fiebers....

Tja, das wird dann wohl die dritte schlaflose Nacht infolge...
Heute haben uns mehrere Menschen mit ihren Worten so unsagbar viel Kraft geschenkt! Unbezahlbar!
Einmal unsere Lieben Freunde von many-minds-inside, die die ersten seit ewigen Zeiten waren, die uns sagten wir sollen keine Therapie machen wenn es sich für uns so falsch anfühlt und die uns verstehen und akzeptieren! Sie sagten uns, dass wir uns nicht unter Druck setzen lassen sollen und das wir auf uns aufpassen sollen. Das mag vielleicht für einige nicht so besonders klingen, aber uns hat es zu Tränen gerührt! Es tat so gut und wir sind einfach nur froh sie zu kennen!
Also falls ihr das hier lest:
DANKE! dass ihr uns immer Ernst nehmt und versteht! Wir sind unglaublich froh dass wir euch kennenlernen durften und wir haben euch sehr lieb!

Das zweite Danke geht natürlich an unsere Saraya, die immer für uns da ist und uns unterstützt wo sie kann! Auch sie hat uns heute mal wieder Kraft geschenkt, einfach weil sie gesagt hat, dass es okay ist wie wir grade drauf sind und dass sie trotzdem bei uns bleibt!
Auch an dich:
DANKE! dass du immer an unserer Seite bist, uns verstehst und uns hilfst, sogar wenn wir dich Scheiße behandeln, weil wir keine Kraft mehr haben und das ungewollt an unserer Umwelt auslassen!

Auch B. hat uns heute Kraft geschenkt. Einfach weil es gut tut wenn jemand zuhört, weil deine (oder eure) positive Art erfrischend ist und du uns unterstützt, obwohl wir uns noch nicht sehr lange kennen!
DANKE! Für deine Art, für dein Interesse, deine Unterstützung, deinen Humor und dafür, dass du uns regelmäßig sagst dass wir toll sind ;-)

Als letztes möchten wir Z. danken, auch wenn sie hier nicht mitliest. In den letzten Wochen ist sie eine wirklich wichtige Bezugsperson, Stütze und auch Ersatzmutter geworden.
Auch wenn sie der Meinung ist, wir sollten dringend eine Therapie machen, weil sie Sorge hat dass wir das Jahr nicht heil überstehen, akzeptiert sie wenn wir sagen, dass wir es uns nicht vorstellen können. Sie erwähnt zwar jeden Tag dass sie es für sinnvoll hielte, sagt aber auch dass wir uns nicht unter Druck setzen lassen sollen.
Sie hat keine Ahnung davon, dass wir Viele sind und trotzdem geht sie gut auf uns ein und trifft fast immer die richtigen Worte.
Heute haben wir den Schritt gewagt und haben sie auf das Thema multiple Persönlichkeiten angeschrieben. Überraschenderweise hatte sie sogar ein bisschen Ahnung von dem Thema und schien es genauso ernst zu nehmen wie alle anderen Formen psychischer Probleme und Abnormitäten auch. Sie ist leider nicht näher auf das Thema eingegangen, weshalb wir ihr noch nichts gesagt haben, aber es ist schon mal ein Schritt in die richtige Richtung!
Also auch an Z., obwohl sie es nicht lesen kann:
DANKE! dass du dich um uns gesorgt hast obwohl du uns nicht kanntest und als einzige gesehen hast wie viel Schmerz hinter unserer Maske wartet. Danke, dass du uns daraufhin angeschrieben hast, obwohl du Angst vor Menschen hast und Angst etwas falsch zu machen. Danke, dass du immer da bist, obwohl es dir selbst schlecht geht, dass du immer weißt was du sagen musst, danke dass du uns so viel hilfst, uns ernst nimmst, dich kümmerst, dir Gedanken machst uns zu dir einlädst, uns sogar bei dir wohnen lässt ob du da bist oder nicht und dass du uns eine Familie schenkst, die hinter uns steht.
Und natürlich: Danke für den Knautschi ;-*

Wir melden uns dann auch mal wieder...

In letzter Zeit ist bei uns viel los, was unsere Psyche angeht...
Die Depression hat wieder voll zugeschlagen, wir können morgens nicht aufstehen, schlafen geht gleichzeitig aber auch nicht. Zum Glück haben wir bei uns im Stall jemanden gefunden, der uns sehr unterstützt und für uns da ist.
Leider können wir mit dieser Person - nennen wir sie Z. - nicht über alles reden, weil wir ihr nicht sagen wollen, dass wir viele sind. Wir haben Angst vor ihrer Reaktion! Sie ist uns so wichtig geworden und sie steht hinter uns und versucht uns so gut wie möglich zu unterstützen... Wir haben Angst das wieder zu verlieren...

Zudem ist unsere soziale Phobie momentan so schlimm, dass wir kaum noch in der Schule sitzen können, was ja durch die Depression momentan eh selten möglich ist...
Wir können nicht mehr alleine das Haus verlassen, einkaufen ist ein Horrortrip... In den Stall schaffen wir es zwar, nehmen aber meistens vorsichtshalber Saraya mit...
Z. hat uns einen wunderbaren Knautschball gebastelt, der hilft total. Wir haben zwar trotzdem noch ständig Panikattacken, aber der Ball hilft uns damit klarzukommen und alles zu überstehen.

Was uns wirklich Sorgen macht, ist dass wir es, wie schon erwähnt, kaum schaffen das Haus zu verlassen, geschweige denn zur Schule zu gehen. Wir haben keine Ahnung wie wir nach dem Abschluss, also in einem halben Jahr, weitermachen können oder sollten...
Momentan sieht es nicht so aus, als ob wir es schaffen würden eine Ausbildung oder ein Studium zu absolvieren... Aber eine Therapie oder ähnliches können wir uns absolut nicht vorstellen... Allein bei dem Gedanken, ob es sinnvoll sein könnte, fliegen hier einige so in die Luft, da brauchen wir es garnicht erst versuchen...!
Das Problem ist, das wir von der Familie gedrängt werden eine Top-Ausbildung zu machen, Z. hingegen versucht uns zu einer Therapie zu überreden...
Beides funktioniert für uns nicht...

Wir sind etwas ratlos...

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Mal was anderes!
Wir sehen uns eigentlich als stabiles System an. Wir können gezielt wechseln, wir kommunizieren untereinander und wir haben keine Gedächtnislücken mehr...
Aber wenn man einkaufen will... Nur mal eben ein bisschen was fürs Abendessen....
Dann kommen diese verfluchten Kids und packen alles ein was sie toll finden -.-
Ende vom Lied: Die Tasche war mehr als voll und weniger als die Hälfte von dem Gekauften war auch nur ansatzweise notwendig....
Also: Wer will Geld loswerden? Immer her damit- wir kriegen das schon alle! -.-

Heute haben in der Gruppe in der wir auch B. kennengelernt haben noch ein oder zwei andere Systeme die Bildfläche betreten...
Was mich zuerst etwas überrascht hat... Obwohl...
In der Gruppe sind ca.4400 Mitglieder. Und je nach Schätzung sind etwa 0,1 bis 1 Prozent der Menschen multipel. (Wie drückt man das aus ohne systemmenschen die Menschlichkeit abzusprechen?)
Das variiert je nachdem ob und in welchem Maße eine.Dunkelziffer berücksichtigt wurde.
Also müsste es 4 bis.44 Systeme in der Gruppe geben, vermutlich sogar mehr, denn die Gruppe ist für psychisch erkrankte.
Interessant, oder?

Hey...
Da bin ich mal wieder... Es scheint nicht meine Stärke zu sein, regelmäßig zu bloggen...
Mal fehlt der Antrieb, mal die Motivation, mal ne Idee...
Aber heut lass ich mal wieder ein kleines Lebenszeichen da.

Noch ist es bei uns nicht wirklich viel bergauf gegangen, die Beerdigung haben wir zwar hinter uns, aber der Truppe geht's nicht gut.
Sie switchen viel und machen nur noch, was sein muss, und verbringen so viel Zeit wie möglich im Stall... Für das meiste andere fehlt einfach die Kraft.
Gerade jetzt steht dann auch noch eine Präsentation an, und auch wenn uns die Lehrerin sehr entgegen gekommen ist, ist das grade im Grunde Viel zu Viel.
Genau wie Schule generell.

Aber es gibt auch schöne Neuigkeiten...
Zum einen scheint July langsam in der Wohngruppe anzukommen, sie ist zwar nicht glücklich dort, aber sie findet sich langsam ein und findet es insgesamt ganz okay.
Zum anderen haben wir durch eine Gruppe im Internet ein sehr nettes Mädchen kennengelernt, bei dem derzeit der Verdacht auf DIS besteht, für mich hörts sich auch so an, aber die Diagnose steht noch nicht.
Ich nenne sie im folgenden einfach erstmal B..
Also B., ich weiß dass du hier manchmal mitliest... Daher: Herzlich Willkommen und schön, dass du uns gefunden hast. :)

Ja, soweit erstmal...
Saraya

Hey :)
Ich hab grad mal alle Beiträge offline genommen und neu strukturiert. Ich hoffe jetzt ist es ein bisschen übersichtlicher hier.
Machts gut,
Saraya

Heyy ihr Lieben...
Bei uns geht es mal wieder drunter und drüber, alles ist durcheinander, wir wechseln ständig und alles versinkt im Chaos... Es ist einfach alles zu viel für uns... Aber nun mal der Reihe nach.

Vor ungefähr einem Monat ist unser Erzeuger/Vater gestorben. Für uns war es irgendwie überhaupt nicht schlimm, sondern einfach nur eine Tatsache. Allein deshalb haben wir schon ein schlechtes Gewissen...
Unsere Mutter ist daraufhin total zusammengebrochen, nichts funktionierte mehr und plötzlich mussten wir noch mehr Aufgaben übernehmen... Nicht mal alleine kochen konnte sie mehr... Wir sind es gewohnt einfach weiter zu machen, egal wie schwierig es wird... Also haben wir ganz normal weiter gemacht, als wenn nichts gewesen wäre, nur dass wir zusätzlich noch die Aufgaben der Mutter erledigt haben. Seit letzter Woche sind allerdings die Ferien zu Ende und wir müssen zusätzlich noch für die Schule arbeiten... Das hat das Fass dann doch zum überlaufen gebracht...
Wir müssen eine Präsentationsleistung statt einer schriftlichen Klausur halten und mussten dafür gestern unser Konzept der Lehrerin schicken, damit sie das überprüfen kann... Wir haben es nicht geschafft, sind heulend zusammengebrochen und dann war da diese Leere und die Kopfschmerzen... Wir haben gewechselt wie verrückt, hatten Panikattacken und schließlich sind wir vor Erschöpfung eingeschlafen...
Heute hatten wir daraufhin ein Gespräch mit unserer Lehrerin. Sie war sehr bemüht uns entgegen zu kommen und es war irgendwie erleichternd mit ihr zu reden. Den Vortrag müssen wir jetzt wahrscheinlich nicht vor der Klasse halten, sondern vielleicht nur vor einer kleinen Gruppe von Schülern denen wir vertrauen.
Wir sind am Ende unserer Kräfte, schaffen es nicht mal eine DIN A4 Seite zu lesen...
Montag ist die Beerdigung... Wir hoffen dass es dann besser wird...
Drückt uns die Daumen...
Wir brauchen endlich mal wieder was positives...

Eure mad psychologists...

Wir haben, nachdem wir auf dem Blogg von manymindsinside davon gelesen haben, mal die Folge "Gespalten" der Serie Lie to me geschaut.
In dieser geht es um ein multiples System, daher wollen wir mal eine kleine Rückmeldung hierlassen.

In der Folge kommt eine junge Frau zu Cal Lightman und behauptet, sie hätte in einer Art Vision einen Mord beobachtet. Es stellt sich heraus, dass sie Teil eines multiplen Systems ist. Ihre Vision ist eine Erinnerung eines anderen Systemmitglieds.
Cal Lightman soll den Mord aufklären und herausfinden, ob der oder die Mörder/in Teil des Systems ist, oder wer sonst den Mord begangen hat.
Im Laufe der Sendung äußern sich vier Mitglieder des Systems, Tricia, Jessie, Sophia und ein Beschützer, dessen Namen ich nicht mehr weiß.

Zu allererst möchte ich sagen, bzw. schreiben, dass ich finde, dass das Thema alles in allem erstaunlich gut umgesetzt wurde.
Es wurde natürlich relativ drastisch dargestellt, zb. die Wechsel sind sehr extreme Wechsel, kein schleichender oder versteckter Vorgang, wie es in der Realität oft ist, aber das finde ich verständlich und in Ordnung.
Schließlich ist es nicht leicht, etwas darzustellen, was kaum jemand erlebt hat.

Ich finde, die Schauspielerin macht das sehr gut, jede Person die sie darstellt, wirkt realistisch und unterscheidet sich deutlich. Sie muss extreme Gefühle darstellen und große Veränderungen in sehr kurzer Zeit unterbringen. Und ihre Körpersprache wird dabei genau unter die Lupe genommen. Das ist wirklich gut gelungen.

Und auch wie die übrigen Leute auf das System reagieren finde ich sehr realistisch.
Da tauchen diese üblichen Sätze auf wie "Wer ist sie jetzt?".
So doof die Sätze auch sind, es sind eben doch die, die fast jedem System im Umgang mit "Einzelmenschen" begegnen, oder?
Ich möchte da kurz was zu schreiben, für alle, die nichts mit einem System zu tun haben. Solche Formulierungen sind schwierig für viele Systeme, weil sie eben genau das in Frage stellen: Das System.
Sie gehen von einer Einzelperson aus. In einem System ist jede/r er oder sie selbst. "Sie" ist egal zu welchem Zeitpunkt "sie".
Nur ist sie nicht immer nach außen hin sichtbar.
Passender wäre sowas wie "Wer ist das?", "Wer ist jetzt draußen?" oder ähnlich...
Aber davon abgesehen sind sie realistisch, weil Einzelmenschen natürlich von dem ausgehen, was sie kennen. Allein im eigenen Körper zu sein. Es ist ja schließlich der "eigene" Körper.

Was mich auch gefreut hat, war die Idee, die unterschiedlichen Handschriften mit einzubringen.

So, jetzt kommen wir zu zwei Sachen, die vor allem die Truppe sehr aufgeregt haben.
Das ist zum einen das Verständnis für den Aufbau und die Funktion eines Systems und zum anderen der Umgang damit.

In der Folge ist es so, dass der (oder ein?) Beschützer der Mord beobachtet hat. Er ist dafür da, das System, und vor allem die Kernperson Sophia, vor allem schlechten zu beschützen. Er ist auch der Einzige, der den Missbrauch, der der Grund für die Entstehung des Systems ist, erlebt hat.
Der Beschützer wird in einer sehr fragwürdigen Szene "herausgelockt", damit Cal Lightman ihn zum erlebten befragen kann. Doch er kann nicht sprechen. Stattdessen zeigt er Tricia "intern" was er gesehen hat, sie hat also eine weitere "Vision" und kann dadurch cal Lightman erzählen, was passiert ist.
Um den Täter zu schnappen muss nun Sophia, die Kernperson, so tun als wäre sie Jessie, und den Täter zur Rede stellen.
Hierfür gibt ihr Cal Lightman Anweisungen.
Dabei scheint es dem Ermittlerteam sehr wichtig zu sein, dass keine "Verwandlung" stattfindet (doofe Wortwahl, ganz, ganz doofe Wortwahl!), Sophia also vorne bleibt und kein Wechsel stattfindet.
Sophia muss die Situation also gezwungenermaßen alleine durchstehen.

So, um zu verstehen, was uns - oder vor allem die Truppe - daran so auf die Palme bringt, muss man ein gewisses Verständnis für den Aufbau eines Systems haben, daher ein kleiner Exkurs.

Damit ein multiples System entsteht, muss ein Mensch im frühen Kindesalter (also vor Vollendung des dritten Lebensjahrs) forgesetzten extremen Gewaltsituationen ausgeliefert sein.
Das Kind hat keine Möglichkeit der Situation zu entkommen und keine Möglichkeit im Nachhinein Hilfe zu bekommen. Durch eine solche extreme Gewalterfahrung (M*ssbrauch, V*ergew*ltigung, F*lter...) kann es passieren, dass die Erfahrung zunächst "nur" von dem Kind abgespalten wird.
Gibt es weiterhin keine Hilfe und weitere solche Erfahrungen entsteht eine weitere Person, die das Erlebte aufnimmt.
Von diesem Moment ist das Ziel der "neuen" Person und allen folgenden Personen immer der Schutz der Kernperson, dem erstgeborenen Kindes.
Das Kind erlebt die Gewalt nicht mit und genau darin liegt der Grund für das Entstehen und Bestehen des Systems: Das Kind soll geschützt und jegliche Gewalterfahrung von ihm ferngehalten werden.

In diesem Sinne würde die Idee die Kernperson dazu zu zwingen, eine solche Situation auszuhalten, gegen jeden "Grundsatz" des Systems bestehen.
Das könnte dazu führen, dass eine weitere Person entsteht, um diese Situation aufzunehmen, oder einen "kompletten Systemabsturz" zur Folge haben, wie es die Truppe so schön ausgedrückt hat.
Hinzu kommt, dass Sophia hier als eine der Alltagspersonen beschrieben wird. Das wird zwar oft so verstanden, macht im Grunde aber wenig Sinn und ist daher auch nicht sehr häufig.
Es kann zwar so sein, dass die Kernperson den Großteil des Lebens draußen verbringt und die anderen nur in schwierigen Situationen rausgehen, sehr viel öfter ist die Kernperson aber ausschließlich oder fast ausschließlich innen, denn dort ist sie am sichersten.

Außerdem ist es doch etwas unlogisch, dass nur der Beschützer dem M*ssbrauch ausgesetzt gewesen sein soll, und die anderen gar keine schlechten Erfahrungen gemacht haben. Wäre "alles schlechte ihm passiert", wie es in der Sendung heißt, wäre er die Person gewesen, die nach Sophia entstand, und nach ihm gäbe es niemand anderen mehr.
Denn wenn er alle Situationen und den Umgang mit ihnen alleine aufgenommen hat, wäre niemand mehr entstanden, um etwas aufzunehmen.

Als letztes bleibt die fragwürdige Szene, in der der Beschützer herausgelockt werden sollte.
Die ist vor allem moralisch fragwürdig, weil eines der anderen Systemmitglieder (Tricia? Sophia? Ich weiß es nicht mehr.) bewusst Gewalt ausgesetzt wird, damit der Beschützer seiner Aufgabe nachgeht und die Kontrolle übernimmt um das System zu retten.
Das hätte ebenfalls zum kompletten Absturz des Sytems führen können, weil es das aufkeimende Vertrauen komplett zerstört.
Ein "Tut mir leid" hätte wohl auch nicht unbedingt gereicht um alles wieder gut zu machen, und dafür zu sorgen, dass alle danach wieder schön mit dem Team dort zusammen arbeiten.

Was ich dem Drehbuchautor aber lassen muss ist, es hat funktioniert, und zwar nicht nur in der Sendung, sondern auch hier.
Ein Truppenmitglied das für Schutz zuständig ist hat hier nicht nur das halbe Haus zusammengeschrien, sondern auch beinahe den Laptop der Truppe mit Pizza samt Teller beworfen.
Insofern.
Hat es funktioniert.

Soooo... Das wars von meiner Seite, vllt hat die Truppe noch etwas hinzuzufügen?
Ich kann die Folge abschließend auf jeden Fall empfehlen. Es gibt strukturelle Fehler, aber ich glaube, das ist jammern auf hohem Niveau, was meint ihr?
Ich freu mich über eure Anmerkungen zu der Folge und generell.

Machts gut,
Saraya

PS: Bezüglich der "Beschützerszene" hätte die Truppe sich über eine Triggerwarnung gefreut, daher schreib ich mal eine dazu. Sollte jemand mit Gewalterfahrung die Folge ansehen - pass/t auf dich/euch auf.

Hier geht es auf und ab, wie immer, aber es passiert wenig, was man auf einen Multi-Blog mit euch teilen könnte.
Es gibt viel zu berichten, aber kaum etwas, dass als charakteristische Vorraussetzung die Multiplizität Beteiligter hat.
Daher weiß ich nicht so genau, was ich bloggen soll, und ich habe nicht genug Lust, mit jetzt etwas aus den Fingern zu saugen...
Demnächst gibt es mal einen Beitrag über "Rollenmuster" in Systemen...
Obwohl ich eigentlich kein großer Fan solcher Einteilungen bin... Ich muss aber gestehen, dass sie mir am Anfang geholfen haben, die Truppenmitglieder einzuschätzen und "zu katalogisieren" um sie dann kennenzulernen...

Nunja, von mir gibts später mehr...
~Saraya